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Schaumdeltas seit 2001
Angefangen hat alles so etwa
2001 mit dem "Namenlos-Delta", das in der
Modell vom Juli
1999 vorgestellt wurde. Versprochen wurde rasante
Fluggeschwindigkeit mit einem Speed 400 und 6-8 Zellen der damals
üblichen Sanyo 500mAh NiCd Akkus. Mein Exemplar hatte 7 Zellen und
gleich einen 480'er "Tuning" Motor. Der Erstflug (so hieß der "Maiden"
damals) verlief völlig problemlos. Allerdings war außer dem typischen
Heckpropeller-Gejaule nichts rasantes im Flug zu bemerken. Da halfen
auch Tuning-Maßnahmen wie KAN-Zellen, verdrehen des Lagerschildes für
den erforderlichen Linkslauf und "nasses" Einlaufen der Kohlen in
destilliertem Wasser nichts.
Immerhin war "Namenlos" einfach zu fliegen und recht
robust. Ein im Außenlooping durch die Rumpfklappe seine eigenen Wege
fliegender Antriebsakku endete mit einer Landung im
"Welken-Blatt-Stil", aber zu keinen ernsthaften Schäden am Modell
selber. Sein Leben beendete der Namenlos nach einem missglückten
Aufrüstversuch mit fettem 2200mAh Lipo und heißem Heli-Brushless Motor.
Ein sehr kurzes Video (YouTube) mit
15fps-Super8-Charme aus der Anfangszeit der Videoaufnahmen mit einer
Digitalkamera hat überlebt.
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Tape auf Styropor 2005
Die
nächste Stufe der Delta-Evolution haben Lipo-Akkus in Form der damals
(2005) brandaktuellen Kokam 910mAh gebracht. Zwei Zellen an einem
Speed400/6V haben bei dem kleinen und leichten Modell zu ansehnlicher
Performance geführt. Die Bauweise mit alufarbenem Tape auf schnödem
10mm Baustyropor war simpel und bei 40cm Spammweite ausreichend stabil.
Die Servos waren in der Tragfläche versenkt und bekamen auf 2cm
verlängerte Laschen, um im weichen Styro nicht zu viel Eigenleben zu
entwickeln. Durch den Frontmotor war der Sound sehr angenehm und der
flexible Günther-Prop hat auch weniger geglückte Landungen überstanden.
Der seltsam erscheinende Name stammt aus einer Fernsehzeitung. Dort
wurde die Handlung aller Spielfilme in einem kurzen Satz beschrieben.
Für ein B-Movie stand dort einfach: "Wirrwarr". Genau mein Humor
und irgendwie passend zu den quirligen Flugeigenschaften des kleinen
Deltas.
Die flotte Gangart hat mich dann auch ermutigt, am Rc-Line Speed
Contest mitzumachen. Man musste ein Video mit einem Vorbeiflug
einsenden. Anhand einer Dopplereffekt Messung wurde die Geschwindigkeit
bestimmt. Ergebnis war der Sieg in der Klasse mit Bürstenmotor und ein launiges Video (YouTube).
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Papierbespannung auf Styropor 2009
Letzter
Sproß der Bürstenmotor-Ära war der Firlefanz. Wir befinden uns
inzwischen im Jahr 2009. Der seltsamen Namensgebung bin ich treu
geblieben, leistungsmäßig sollte es jedoch einen großen Schritt nach
vorne gehen. Hoffnungsträger war ein jetzt 3-zelliger Lipo. An der
Wärmeentwicklung des mit 7,2V gelabelten Speed 400 war schon zu
bemerken, dass mit diesem Antrieb der Bereich einigermaßen guter
Wirkungsgrade verlassen war. Um den Strom nicht zu weit über 10A
entgleiten zu lassen, musste die Günther-Latte kleinergeschnitten
werden (das meint das "mod." im Bild). Auch hat sich der nur auf die
Welle aufgepresste Mitnehmer gerne mal verabschiedet. Da half auch
aufrauhen nicht und kleben wollte ich es nicht. Letztlich hat sich die
Hoffnung auf deutlich mehr Geschwindigkeit nicht erfüllt - was wollte
ich bei dem Namen auch erwarten?
Die Flugeigenschaften an sich waren tadellos. Die 10mm Styroporplatte
habe ich nass mit Geschenkpapier belegt. Klebeschicht und Versiegelung
gleichzeitig war wasserlöslicher Parkettlack. Das war beim Bespannen
allerdings eine Riesensauerei. Um keinen Verzug einzubauen habe ich
Ober- und Unterseite gleichzeitig im nassen Zustand belegt. Zur
Belohnung ist die Fläche nach dem Trocknen dann aber leicht und
trotzdem sehr steif. Das zusammen mit einer spielfreien Ruderanlenkung
ergab ein exakt fliegendes Modell.
Dass diese Bauweise auch reparaturfreundlich ist, zeigt das Flugvideo mit "unhappy End" (YouTube).
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Bürstenlos ins Jahr 2016
Wir schreiben das
Jahr 2016 und bürstenlose Motore aus
China sind inzwischen billiger und preiswerter als die Speed400. Es war
die AliExpress Goldgräberzeit, wo unter 27 € keine Einfuhrumsatzsteuer
erhoben wurde. Ein 2212-Motor oder ein Brushless-ESC kamen für rund 5€
in unsere Briefkästen. Die ganz billigen ESC mussten unbedingt
nachgearbeitet werden, da hatten die FETs gerne mal keinen Kontakt zum
Kühlkörper. Der war unbedingt erforderlich, weil die eher mittelmäßigen
Transistoren schon bei 15A ordentlich Abwärme produzierten.
Grundsätzlich hat es aber schon mal funktioniert. Die Reglersoftware
war im Zusammenspiel mit den 8Mhz Prozessoren für die hohe Drehzahl an
der Grenze. Die aus der Copterszene stammende SimonK Firmware konnte
das auf derselben Hardware besser. Wer in der Lage war, Mikrocontroller
zu programmieren, konnte auch für SimonK die Motorbremse aktivieren -
unendliche Spielmöglichkeiten.
Da musste jetzt auch ein neues Delta her! Wieder mit einer 10mm
Styroporplatte als Fläche. Statt der Sauerei mit dem nass aufgebrachten
Papier sollte dieses mal Dc-Fix Klebefolie für Stabilität und
ansprechende Optik sorgen. Spoiler: Die Fläche ist zu weich, es war ein
Holm in der Fläche erforderlich (mit 15mm Styro geht das erheblich
besser, ein Holm ist entbehrlich). Statt Rumpf sind auf der Fläche zwei
PVC-Winkelleisten aufgeklebt. Die haben leider allein über 40g gewogen
- zu schwer.
Zu allem Elend wollte das Ding zuerst nicht in die Luft. Ich war mit
den Speed400-Deltas einen lässigen Start gewohnt, bei dem ich das
Modell an der linken Tragfläche in die Luft geschoben habe (siehe
Videos). Dieses Teil hat mich sofort mit einer Rolle überrascht,
gefolgt von einem unsanften Aufschlag. Bis zum ersten erfolgreichen
Flug war die Konstruktion schon ziemlich ramponiert, weshalb ich keinen
Bock hatte, mir einen kreativen Namen auszudenken. Das Ding heißt
einfach Zebra1.
Ich vermute zwei Gründe für das überraschende Startverhalten: Erstens
die gegenüber den Vorgängern deutlich gestiegene Antriebsleistung.
Zweitens war ich so schlau, die Motordrehrichtung auf linksdrehend zu
ändern. Schließlich kamen die Copter-Luftschrauben immer im Set links-
und rechtsdrehend. Da muss man die rechtsdrehenden erstmal schonen.
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Papierbespanntes Styro 2016
Es ist
immer noch 2016 und das ramponierte Zebra1 braucht einen Nachfolger!
Beim Kik gab es cooles Geschenkpapier, also nochmal die nasse Sauerei
anfangen. Das Dulli-Delta entsteht. Die Tragfläche mit 10mm Styro
gelingt gut. Die Rumpfseiten sind aus ebenfalls aus 10mm Styropor,
beklebt mit schwarzem Packband. Das ist gewichtsmäßig bedeutend besser
als die Winkelleisten des Vorgängers.
Nach den Zebra1-Fehlstarts hatte ich mir eine neue Starttechnik
zugelegt. Die funktioniert inzwischen sicher. Die Flugeigenschaften
sind fast tadellos. Aus heutiger Sicht ist die vom A2212 Motor mit
2200kv produzierte Geschwindigkeit ausbaufähig. Damals hatte ich noch
keinen Vergleich und keine Möglichkeit zu messen. Für die
Dopplereffekt-Schall-Geschwindigkeitsmessung war der Antrieb zu leise.
Warum waren die Flugeigenschaften nur "fast tadellos"? Eines Tages habe
ich Trudeln versucht - und konnte das nicht mehr beenden. Zum
Glück hatte ich genug Sicherheitshöhe und habe geistesgegenwärtig einen
"Gasstoß" (der eigentlich ein Stromstoß war) gegeben. Das hat die
Ruderwirkung wieder hergestellt und es ist nichts weiter passiert.
Meine Vermutung war, dass das Seitenleitwerk in einer Art
Abschattung/Verwirbelung der Tragfläche beim Trudeln wirkungslos war.
Wer sich das Bild genau ansieht, kann den Ansatz der nachträglichen
Verlängerung des Leitwerks nach oben erkennen. Seitdem baue ich alle
Seitenleitwerke eher größer.
Die aufgeführten Preise waren 2016 tatsächlich realistisch, erscheinen
aus heutiger Sicht aber geradezu obszön. Ach ja, ein Video gibt's auch (YouTube).
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Von der Fehlkonstruktion zum
Lieblingsdelta!
2016
war ich modellbauerisch offensichtlich bis in die Zehenspitzen
motiviert. In einem Youtube-Video habe ich gesehen, wie jemand
Modellflugzeuge aus grauen EPS-Platten baut, die er aus dem örtlichen
Renovierungsmarkt hat (der, der heute Tedox heißt). Ich habe mir je
eine Packung in 4mm und 7mm Stärke besorgt; das war bedeutend einfacher
und günstiger, als sich Depron irgendwo im Modellbau-Versandhandel zu
bestellen. Die weiße Oberfläche stammt von der Grundierung, die vom
Hersteller einseitig auf die Platten aufgebracht ist. Die Farbe
des eigentlichen Schaummaterials ist am Rumpf zu erkennen.
Die 7mm-Platten habe ich sogleich in ein Delta verwandelt. Abweichend
vom bisher gebauten, war die neue Konstruktion länger, als die
bisherigen Modelle. Ergebnis dieser Maßnahme sollte mehr Ruhe um die
Querachse ("Höhe") sein. Außerdem wollte ich Gewicht durch (vorhandene)
nur noch zweizellige Antriebsakkus sparen. Sich nach außen verjüngende
Ruderklappen sollten die Optik aufwerten.
Ergebnis:
Durch die Kombination der Maßnahmen ist das Ding wie ein Slowflyer
geflogen. Eigentlich logisch: Viel Fläche, wenig Gewicht, wenig
Antriebsleistung. Schlimmer noch: Die sich verjüngenden Ruderflächen
waren bei der niedrigen Geschwindigkeit auf quer kaum wirksam. Was
für ein Scheißmodell !!
Da
hilft nur noch eine Totaloperation mit dem Cuttermesser: Gesamtlänge
gekürzt und Rumpfseiten auf die Höhe für drei Zellen aufgefüttert.
Außerdem hab ich erstmals einen Motor der Größe A2208 mit 2600kv
eingesetzt. Das Ergebnis war ein voller Erfolg. Das flog sich jetzt
richtig gut und schon ganz flott mit einer Luftschraube aus dem
Copterbereich: Größe 4045 heißt 4 Zoll Durchmesser und 4,5 Zoll
Steigung. Später gab es eine 3-Blatt Gemfan 4052. Die geht richtig gut
mit dem Motor, läuft leise und ist aus der Tüte gut ausgewuchtet.
2017 gab es dann noch ein neues Design (soll Leopardenlook darstellen -
sieht man ja). Realisiert ist das mit Abtönfarbe aus alten
Renovierungsbeständen. Dank der Grundierung hält die Farbe ohne
Probleme. Den vorläufigen Arbeitsnamen habe ich behalten: Graupe.
Das ist eine Anspielung auf die ursprünglichen Flugeigenschaften und
natürlich die Grundfarbe des Schaummaterials.
Schön zu sehen auf dem Bild ist die Öffnung im vorderen Rumpfdeckel für
den Kühlkörper des Billig-ESC. Wir hatten heiße Sommer! Im August 2017
ist das Flugvideo (YouTube) entstanden.
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EPS-Evolution: Die Hei2koerper -
Serie
Bei den weiteren Entwicklungen hat sich an der Bauweise nicht mehr viel
geändert: Basis ist weiterhin 7mm EPS. Die Größe gegenüber der Graupe
ist leicht verringert. Ein komplettes Modell kann jetzt aus einer
Platte 50x33cm gebaut werden, das sind 3 Modelle aus einer Platte aus
der Verpackung und 3x8=24 Modelle aus einer Verpackung.
Beim blauen Modell habe ich den
Akku hochkant eingebaut, um den Rumpf schmaler bauen zu können - war es
nicht wert. Der Hei2koerper-orange hat den Motorspant vor dem Rumpf um
die Stirnfläche weiter zu verringern - allerdings auf Kosten der
Crashresistenz. Ist der Motorspant ohne Verzapfung zwischen die
Seitenwangen geklebt, löst sich die Verbindung bei einem Bums auf die
Nase und es besteht eine gute Chance, dass Modell und Motor unversehrt
bleiben. Ok, der Motorspant selber ist meistens gebrochen, der war aber
immer schnell ersetzt. Hier habe ich auch erstmals die Unterseite
beklebt. Das ist aus Stabilitätsgründen nicht nötigt, verringert jedoch
die Narbenbildung am ungeschützten Schaum. Die Stabilität kommt bei
allen EPS-Deltas von einer 7x3mm Kiefernleiste, die man auf dem Bild
rechts unten am Übergang von der Flächenhinterkante zu den Rudern
erahnen kann.
Das zusammen mit kleineren ESC mit BLHeli-Firmware aus dem
Copter-Bereich führt zu einem Abfluggewicht von unter 250g mit Lips
3S/1000mAh. Dabei sind die erstaunlich kleinen ESC sehr leistungsfähig.
Bei Strömen von gut 20A wird nichts heiß. Und das ohne Kühlkörper! Das
spricht für gute Wirkungsgrade. Beim Hei2koerper-rot ist ein
BLHeli-Steller der ersten Generation verbaut. Das ist einer der wenigen
mit eingebautem BEC. Später habe ich BLHeli_32 Modelle verwendet. Das
BEC habe ich bei diesen in Form einer 5V Step-Down Moduls selber auf
den ESC gelötet. BLHeli_32 kann Telemetrie, weshalb ich die
elektrischen Daten gut kenne. Mit frischem Akkus leisten die Antriebe
250W (Eingangsleistung).
Als Motor kommen dabei Copter-Modelle mit 22-23mm Statordurchmesser und
2700-3000kv zum Einsatz: Racerstar BR2205/3000kv, RCD
2305/2700kv, GepRC GR2306/2750kv.
Inzwischen habe ich auch
GPS-Telemetrie eingebaut und die zeigt mir max.140 km/h im
Horizontalflug an. Mehr Speed brauche ich nicht, ich bin nicht mehr der
jüngste. Mit den Werten sind gut 3,5 Minuten Vollstrom drin. Volle
Leistung braucht man selten und die Flugzeiten pendeln sich bei mir um
die 5 Minuten ein.
Stellvertretend für alle Hei2koerper gibt es ein Video vom roten Modell (Youtube).
Im folgenden Teil der Delta-Serie wird die Bauweise dieser Modelle
erläutert.
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